"WOHIN WILLST DU?" Jugendkongress des JMB Berlin 2016

Wohin wir wollen: Vorschläge für die Zukunft des Berliner Stadtlebens

„...hintergrund? – nein danke!“ Junge Menschen haben es satt, ständig mit Fragen nach der eigenen Herkunftsbiografie konfrontiert zu werden. Denn diese Blickrichtung entspricht nicht den Lebensrealitäten junger Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt in Berlin haben. Von höherer Relevanz sind andere Fragen: Wie stellst du dir dein Leben vor? Wie kannst du deine Visionen von der Zukunft realisieren? Welche Erwartungen hast du an Politik, Gesellschaft? WOHIN WILLST DU?

Am 5. November 2016 veranstaltete der Jugendmigrationsbeirat Berlin daher im TAK Theater im Aufbau Haus zu diesen Fragen seinen ersten Jugendkongress - als offenen Austausch junger Menschen zu den Themen, die sie als relevant erachten.

Im ersten Teil der Veranstaltung wurden Workshops angeboten, um die Positionen junger Berliner_innen zur Zukunft Berlins zum Ausdruck zu bringen. Mit verschiedenen kreativen Methoden konnten sich die Teilnehmer_innen mit ihren Erwartungen, Visionen und Wünschen auseinandersetzen.

Im Poetry Slam Workshop ging es neben rein handwerklichen Übungen vor allem darum, die Fantasie zu fördern, um abseits der Logik in die Tiefen der Poesie einzutauchen. Zur Vorbereitung der Präsentation bot der Dozent Thorsten Becker zum Abschluss ein Performance-Training an.

Die Zuckerwattenkrawatten vermittelten im Comic-Workshop alle grundlegenden Informationen zu Aufbau und verschiedenen Stilen des Comics. Im Anschluss entwarfen die Teilnehmer_innen eigene Comics.

Wie kann ich mich, meine Gedanken, meine Meinung durch und mit Gesang und Musik ausdrücken? Diese Frage stand im Fokus des Musik-Workshops, den Gabriele Schleicher anbot.

Im Workshop „Argumentationstechniken und Rhetorik“ von i,Slam ging es darum, wie Worte mit Wirkung eingesetzt werden können.

Ebenfalls im Angebot waren ein Theater-Workshop von Karin Baumert, ein Workshop zum Thema „No Hate Speech“ von Sina Laubenstein /No Hate Speech Movement Deutschland) und ein Workshop zum Thema „Kunst & Spiel“ vom KulTourMobil, djo-Regenbogen Berlin.

Im zweiten Teil der Veranstaltung, dem Parlamentarischen Empfang, wurden die Ergebnisse des Tages präsentiert.

 

„Wohin wir wollen – Vorschläge für die Zukunft des Berliner Stadtlebens“

Darüber diskutierten Vertreter_innen aus Politik, Medien und Jugendverbandsarbeit in der abschließenden Fishbowl-Diskussion.

İmran Ayata, Autor, Campaigner und Mitbegründer von Kanak Attak, erläuterte zu Beginn des Gesprächs, dass und inwiefern sich die gesellschaftspolitische Lage in den letzten Jahren verändert hat. Dies zeige sich vor allem darin, wie die Diskurse zu den Themen Migration und Integration geführt werden. Das Verständnis von Zugehörigkeit und Identität ist weiter und offener geworden.

Hetav Tek, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendring, bestätigte diese positiven Entwicklungen am Beispiel des Themenfeldes Interkulturelle Öffnung: Vor zehn Jahren sei ein Jugendmigrationsbeirat und vor allem dessen Förderung kaum möglich gewesen. Migrant_innenjugendselbstorganisationen sind längst selbstverständlicher Teil der Jugendverbandslandschaft in Deutschland. Dennoch entspricht die Anerkennung, die MJSO für ihre Arbeit erhalten, noch nicht in vollem Maße ihrer Relevanz.

Mehr Präsenz für MJSO zu schaffen und ihr Wirkungsfeld zu vergrößern, ist eines der zentralen Anliegen des Jugendmigrationsbeirat Berlin, so Sarwar Faraj, Mitglied im Sprecher_innenrat des JMB Berlin. Der Zusammenschluss soll einen Weg darstellen, die Stimmen junger Menschen zu bündeln – und ihnen somit mehr Gehör zu verschaffen. Der Jugendkongress war ein erster Aufschlag, um Positionen junger Menschen sichtbar zu machen und mit der Politik und anderen Akteuren der Jugendverbandsarbeit ins Gespräch zu kommen.

Der Integrationsbeauftragte Berlins, Andreas Germershausen, bestätigte die Relevanz von gesellschaftlichem Engagement und politischer Teilhabe. Dass dieses Verständnis auch Eingang in die Berliner Landespolitik gefunden hat, werde an der Entwicklung der Berliner Integrationspolitik sichtbar, insbesondere durch das Partizipations- und Integrationskonzept, das 2010 verabschiedet wurde.

„Junge Politik ist Teilhabepolitik!“ konstatierte Hetav Tek zum Ende der Diskussion. İmran Ayata erinnerte an die Notwendigkeit, Räume zu erkämpfen – auch die gegenwärtige Situation ist Ergebnis dessen, was Menschen eingefordert haben. Diese Möglichkeit sollten auch junge Menschen nutzen – nämlich „Dinge auf den Kopf stellen und Selbstverständlichkeit herstellen“.


Dokumente zum download

„WOHIN WILLST DU?“ 5. Jugendkongress des Jugendmigrationsbeirats Berlin 2020 – digital

Wie kannst Du offen & sichtlich teilnehmen an der Gesellschaft?

 

Im ersten Teil des diesjährigen Jugendkongresses bietet der JMB eine digitale Workshopreihe am 2. Dezember 2020, von 17:00 bis 20:00 Uhr an. Jungen Menschen bekommen damit einen spielerischen und kreativen Rahmen, indem sie erkunden können, wie gleichberechtigte Teilhabe gelebt werden kann.

Mit dem JMB Forum am 9. Dezember 2020, von 17:00 bis 20:00 Uhr können junge Menschen im Anschluß ihre Erfahrungen mit Vertreter:innen aus der Verwaltung, Politik und der Zivilgesellschaft austauschen.

Zum Auftakt der diesjährigen Veranstaltung wird Said Haider, Sozialunternehmer und geschäftsführender Vorstand des Datteltäter e.V. uns inspirieren mit seinem ganz persönlichen Lebensweg: von den Datteltäter:innen über den Chatbot – der von Diskriminierung betroffene Menschen über ihre Rechte informiert – bis hin zu Poesie.

In vier parallel laufenden, digitalen Workshops können sich die Teilnehmer:innen im Anschluß für ihre eigene Position im gesellschaftlichen Miteinander aus Mehr- und Minderheiten stärken. Folgende Themen wie digitaler Aktivismus, Umgang mit Alltagsrassismus, Wertebildung und Klimagerechtigkeit sind geplant. Wir möchten sensibilisieren für die Auseinandersetzung mit Formen von Diskriminierung und dem unterschiedlichen Zugang verschiedener Teile der Bevölkerung zu gesellschaftlicher Teilhabe.

Im Rahmen eines Forums haben junge Menschen eine Woche später die Möglichkeit sich mit Vertreter:innen aus Politik, Verwaltung und der Zivilgesellschaft über ihre Visionen für die Zukunft auszutauschen und den Weg zur Verwirklichung durch neue Kooperationen zu ebnen.

Neben Frau Filiz Polat, MdB (Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag) werden Frau Eren Ünsal von der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung sowie Gülcan Nitsch, Geschäftsführende Gesellschafterin von Yeşil Çember dabei sein. Die Videos über die aktuelle Zusammenarbeit mit der BSR – Berliner Stadtreinigung könnt Ihr auf YouTube sehen.
Außerdem mit dabei ist Abilaschan Balamuraley, angehender Kulturwissenschafter und Vermittler, Diversity Peer Trainer sowie die neue Moderation für „Politik und Gesellschaft“ von eklärmirmal auf Instagram. Angefragt wurde auch Derviş Hızarcı, Programmdirektor der Alfred Landecker Foundation.

 


 

Parallel stattfindende Workshops

Digitaler Aktivismus

Aktionskunst DIGITAL mit den Radikalen Töchtern

Sie werden euch nicht nur inspirierende Beispiele von Aktionskunst zeigen, sondern euch auch Ideen an die Hand geben, wie ihr ins Handeln kommt.

Die Radikalen Töchter inspirieren zu wirkungsvollen, spektakulären Protestformen, die zum Nachahmen begeistern. In Ausbildungscamps empowern sie Menschen dazu , politisch aktiver zu werden. Das Ziel: Demokratie muss sexy werden, wir alle müssen uns einsetzen. Für Menschenrechte. Für Utopien und Visionen. Denn die Welt braucht neue revolutionäre Ideen und Maßnahmen, wenn wir unsere Herausforderungen und Probleme lösen wollen.

Künstlerische Strategien und kreative Taktiken empowern zur Selbstwirksamkeit, Zivilcourage und zur Partizipation. Tools aus Aktivismus, Kunst und Politik zeigen Teilnehmenden auf, wie einfach es ist, selbst ins Handeln zu kommen – und auch wie wichtig: In der Demokratie zählt die Stimme eines jeden und einer jeden einzelnen. Eine Demokratie lebt von der aktiven Mitgestaltung ihrer Bürgerinnen und Bürger.

 

Klimagerechtigkeit

Diversität beim Klima-Aktivismus, Sichtbarkeit POC, Kolonialer Zusammenhang

„In diesem Workshop diskutieren wir, wie globale und historische Ungerechtigkeiten mit der aktuellen Klimakrise zusammenhängen. Wir schauen uns frühere und aktuelle Kämpfe für Klimagerechtigkeit an und stellen die Frage: Was ist eigentlich die Klimabewegung in Deutschland und wie „divers“ ist sie?
Wenn Du Lust auf diesen interaktiven Workshop zu Klimagerechtigkeit hast, dann freuen wir uns auf Dich!“

Felix Tamim Nasser von Kipppunkt Kollektiv – Bildung für Klimagerechtigkeit und Aktivist bei der Volksinitiative Klimanotstand Berlin. (Berliner Bürgerinitiative, die Anerkennung des Klimanotstands durchgesetzt hat.)

Zain Assaad koordiniert seit Juli 2019 das Projekt „Locals United“ in Leipzig, studiert Kommunikations- und Medienwissenschaft und schreibt gerne Texte über Liebe, Freiheit und Solidarität.
 

Wertesystem

Eine interaktive Werte-Journey – als Selbst- und Gruppenreflexion zu deinen eigenen Werten, durch künstlerische Interventionen und Narration.

Let´s talk values
„Aus unserer Sicht sind Werte ein essenzieller Bestandteil unseres Zusammenlebens und bieten das Potenzial bewusst mit Wandel umzugehen. Mit unseren Initiativen erforschen wir so neue Wege, um gesellschaftlichen und kulturellen Herausforderungen zu begegnen und sie gemeinsam begreifen zu können. Wir schaffen Momente, die den inneren Kompass mit den gesellschaftlichen Entwicklungen abgleichen, um eine gemeinsame Zukunft zu gestalten. Mit Dialogen und Perspektivwechsel richten wir den Blick nach innen, um über die Werte und Emotionen anderer seine eigenen Werte neu zu entdecken.

PS: Wir sind auch keine perfekt runter meditierten Empathiemaschinen, aber wir machen uns auf den Weg nach (unseren) Werten. Seid Ihr dabei?“

Laura Ludwig und Jan Stassen vom  Museum für Werte e.V.
 

Alltagsrassismus

Was ist das eigentlich, Alltagsrassismus? In welchen Situationen manifestiert er sich und wie können wir ihm begegnen?
Umgang mit Diskriminierung im Alltag wie Racial Profiling, in der Schule, auf dem Wohnungsmarkt oder am Club-Eingang...

Gemeinsam mit euch möchte sich Dennis Sadik Kirschbaum – politischer Bildner, Antirassismus-Trainer, interreligiöser Aktivist und Slam Poet – mit dem Thema Antirassmus befassen. Dabei wird im ersten Teil der Fokus auf instutionalisierten Rassismus am Bsp. von u. a. Polizei und Schule und möglichen Interventionsstrategien legen. Im zweiten Teil werdet ihr euch dann intensiv mit der Produktion von antirasstischen Memes beschäftigen. Der Workshop beinhaltet einen theoretischen wie auch einen praktischen Teil, schließlich soll der Spaß nicht zu kurz kommen.

 



Anmeldungen

Die Teilnahme am Jugendkongresses ist nur mit vorheriger Anmeldung möglich. Die Teilnehmer:innenzahl ist begrenzt.

Bis zum 2.12.2020, 12Uhr könnt Ihr Euch für die Workshops anmelden

Die Workshops sind als digitale, geschützte Räume angedacht, die wertschätzenden und diskriminerungssensiblen Umgang befördern.
Wir möchten Diskriminierung abbauen und von Diskriminierung betroffene Gruppen unterstützen.
Das JMB Forum ist für alle interessierten jungen Menschen geöffnet. 
Die Workshops finden online und in deutscher Lautsprache statt.
Die Zugangsinformationen verschicken wir am Vormittag des 2.12.2020 an alle angemeldeten Personen.­


Der JMB wird gefördert durch: